ENERGIE:ENERGEIA

15/2/2023

Energeia. In der Philosophie Aristoteles’ (4. Jh. v. Chr.) wird Energie als „Wirklichkeit und Wirksamkeit “ beschrieben - als das, was das Mögliche real werden lässt.  Das Thema “Energie” passt somit nicht nur in die gegenwärtige gesellschaftliche und politische Situation, sondern auch zum konzeptionellen Ansatz des DELPHI_space, weil es vieler Menschen bedarf, die ihr Engagement und ihre Kraft einbringen, um unsere beiden Räume zu kuratieren, sie künstlerisch und kulturell zum Leben zu erwecken. Dem Grundprinzip des physikalischen Energieerhaltungssatzes vergleichbar -(=Energie wird in einem geschlossenen System nicht verbraucht, sondern lediglich umgewandelt), bedarf es einer Hingebung und einer Energie als Input, um diese in eine andere Form zu transformieren sowie in eine real erfahrbare Praxis zu überführen. Sie ist in vielerlei Hinsicht im Fluss, wandelbar. Dabei ist es gerade diese Dynamik und die damit verbundene Instabilität, anhand derer sich Transformationen vollziehen und Grenzen überschritten werden können.

Bei der Planung und thematischen Ausrichtung unseres Programms für das kommende Jahr fokussierte sich der Blick auf den Begriff “Energie” bzw. “Energeia”. Geleitet vom Wunsch, dieses ausufernde Thema greif- und vermittelbar zu machen, möchten wir Energie in einem ineinander verflochtenen Dreischritt und damit verbundenen Ausstellungsetappen erfahrbar machen. Ausgehend von der Perspektive des Einzelnen, seinem Geist und Körper, sollen in der Folge die Vielen und die Gesellschaft sowie Formen zwischenmenschlicher Energie gestreift werden, um Energie abschließend auf unser Verhältnis zur Umwelt, zur Natur und zu den Naturwissenschaften zu beziehen. 

Bewerbungen mit Portfolio und separater Kurzbiographie (letztere max. 500 Zeichen) bitte an: info@delphi-space.com

Abgabefrist: 10.09.2022

Vernissage: 15.02.2023

AUS:LOTEN

29/10/2020

Die vom Menschen angelegten, verzweigten Wege, die trotz häufiger Richtungswechsel meist in ein Zentrum führen, verbinden sich symbolisch mit den organischen Windungen des menschlichen Gehirns, die durch äußere Impulse stets neue Verschaltungen zur Folge haben. Unser eigener Zustand, unser Befinden und unsere Erscheinung ist keine Konstante, sondern einem stetigen Wandel unterlegen. Ebenso wie wir uns in unserer Umgebung, der modernen Gesellschaft, empfinden, bildet auch unser Bezug zur Natur einen Gradmesser für die eigene Verortung im Leben. Durch das stetige bewusste und unbewusste Positionieren erhoffen wir uns ein Gleichgewicht, das jedoch aufgrund seines fragilen Stadiums schwer zu erreichenund zu halten ist.

Körperliches und emotional geistiges Gleichgewicht hängen zusammen. Im Lot zu sein, bedeutet mehr, als sich nur körperlich ausgelotet und im Gleichgewicht zu bewegen.
Es reicht nicht, einmal diesen Zustand zu erlangen und dann statisch daran festzuhalten.
In jedem Moment müssen wir unsere Positionierung an die Veränderung in uns und in unserer Umwelt neu AUS:LOTEN. Heutiges Nachdenken über das Verhältnis der Menschen zu sich selbst, zueinander und zu ihrer Umwelt beinhaltet das Neu Thematisieren und AUS:LOTEN der Beziehungsverhältnisse der Menschen zu Sprache und Macht, Leib und Seele, Sexualität, Raum und Zeit, Bild und Zeichen.

Die Uhr und das Lot sind in besonderer Weise geeignet, um bewusst zu machen, dass Zeit und Raum nur durch eine*n stillstehende*n Betrachter*in wahrgenommen werden können.
„Das Lot ist der Fingerzeig Gottes an uns Erdgebundene.“ Das Lot ist die Stille, die absolute Unbeweglichkeit. Lote werden zu Zeitmessern der Stille, der Zeitlosigkeit. Sie bilden die ideale gerade Linie und verweisen auf die Gesetze der Schwerkraftin der Vertikalen, so, wie das Wasser die Horizontale festlegt. Schwerkraft und Gleichgewichtssinn definieren den Normalzustand des Lebens. Aus dem Gleichgewicht zu geraten: das ist das Verlassen der Normalität. Der Schwindel ist ein Anzei-chen dafür, dass man aus dem Lot geraten ist. Ein Lot ist auch das erste Werkzeug, das bei der Errichtung eines Gebäudesverwendet wird. Ein Vermessungstechniker verwendet ein Senklot, um einen Bezugspunkt festzulegen, der für das ganze Bauvorhaben bestimmend ist.

Kaum hatte er gelernt, Metalle für seine Zwecke zu gebrauchen, kam im Menschen der Wunsch auf, sie auch verbinden zukönnen. Das Löten ist das Verbinden von Metallteilen durch eine Metalllegierung (das Lot) unter Einfluss von Hitze. Ab der richtigen Temperatur fließt das geschmolzene Lot zwischen die beiden Metallteile. Unter günstigen Voraussetzungen kommt es zwischen dem Lot und den Metallen zu einer festen, dichten, korrosionsbeständigen, strom- und wärmeleitenden Verbindung. Weiter wird ein Lot verwendet, um herauszufinden, ob etwas „im Lot“ oder „wahr“ ist, im Sinn von „gerade nach oben und nach unten“.

Bewerbungen bitte an: info@delphi-space.com

Abgabefrist: 20.10.2020

Vernissage: 29.10.2020

Eröffnung: 30.10.2020 - 05.11.2020

NEU:DENKEN

18/6/2020

Wir freuen uns sehr, dass wir euch nach dieser langen und kraftraubenden Durststrecke das neue Thema für die kommende Periode und Ausstellung im DELPHI_space präsentieren können.

ÜBER:BRÜCKEN wollten wir Orte miteinander verbinden und über Hindernisse hinweg Alt und Neu zusammenbringen. Auf der unbekannten Seite der Brücke erwarteten uns neue AUF:GABEn, die kreativ bewältigt werden wollten. Viele dieser Herausforderungen sind mit dem Denk- und Handlungswerkzeug der Vergangenheit in ihren gefestigten Strukturen nicht zu bearbeiten. Unsere Gewohnheiten, Überzeugungen und Horizonte werden auf den Prüfstand gestellt und – im besten Fall – erweitert. Dazu ist es nötig, Dinge auf eine neue, vielleicht andere Weise zu betrachten. Genau mit diesem Moment der Verunsicherung, des Umbruchs und der Erweiterung möchten wir uns mit dem neuen Thema NEU:DENKEN beschäftigen.

Wir können auf zwei verschiede Arten etwas NEU:DENKEN. Auf der einen Seite kennt jeder den Moment, in dem man zum ersten Mal (an) etwas denkt. Durch ständige Erweiterung des bereits gedachten sind wir alle genau die individuelle und doch mit anderen verbundene Person, die wir in eben diesem Moment sind; sind wir zu dem geworden, was wir sind. Andererseits ist ein Gedanke nur im ersten Moment die Fläche des erstmals Gedachten. Erst im Verlauf der Zeit entfaltet und erweitert er sich zu einem plastischen, facettenreichen Objekt. Doch kann diese Tiefe nur durch das NEU:DENKEN des bereits Gedachten entstehen. Wenn man so will, breitet der Gedanke erst dann seine Flügel aus, lernt zu fliegen und gewinnt eine neue Perspektive. Er verortet sich neu und aus einer anfänglichen Neugier wird Interesse.

Doch verläuft NEU:DENKEN nicht immer parallel zu den Pfaden von Freiheit und Möglichkeit. Oft zwingt uns gerade eine Einschränkung dazu, Dinge neu zu denken, um in der Begrenzung/ dem Rahmen der neuen Situation unsere Freiheit zu erreichen. Die aktuelle Situation führt uns genau diesen Mechanismus eindrucksvoll vor Augen. Wir laden euch dazu ein, sie mit uns gemeinsam kreativ, bedacht und mit neuen Ideen zu erfüllen.

Bewerbungen bitte an: info@delphi-space.com

Abgabefrist: 31.05.2020

Vernissage: 18.06.2020

Eröffnung: 19.06.2020-26.06.2020

AUF:GABE 20/2/2020

Nachdem das erste DELPHI Thema „ÜBER:BRÜCKEN“ in unsere erste Ausstellung überging, in der sich 7 Künstlerinnen und 7 Künstler auf ganz unterschiedliche Art und Weise mit der Thematik auseinandersetzten, ist es nun an der Zeit das neue Thema anzupacken. Bei unserer ersten Ausstellung war es uns besonders wichtig, mit dem Thema „ÜBER:BRÜCKEN“ zu beginnen, da die Brücke grundlegend als Sinnbild für unseren Raum steht. In der kommenden Arbeitszeit ist es für uns von Bedeutung an das erste Thema anzuknüpfen. So entstehen von Thematik zu Thematik ineinandergreifende Übergänge. Nachdem wir den Übergang hinter uns gelassen haben, werden wir in der nächsten Arbeitszeit auf neue Aufgaben stoßen. Genau diese Aufgaben sind es, mit denen wir uns gemeinsam mit euch beschäftigen wollen. Was passiert, wenn wir auf eine neue Aufgabe stoßen und was steckt überhaupt in dem Wort Aufgabe? Jeder kennt alltägliche Aufgaben. Immer verlangen sie zumindest vorübergehend nach der Aufgabe anderer Tätigkeiten, Gewohnheiten oder Strukturen. Man verlässt also Altes, um Neues zu entdecken. Eine neue Aufgabe bedeutet keineswegs das vollkommene Aufgeben, das Ersetzen des vorher Dagewesenen. Nach dem Überqueren eines Hindernisses wird das Neue immer auch mit Hilfe alter Mechanismen angegangen, das heisst wir benutzen Bekanntes, um neue Aufgaben zu bewältigen. Gleichzeitig bietet sich im Neuen - vielleicht sogar besser als anderswo - die Chance, ungewolltes Altes hinter sich zulassen. Haben wir bei jeder Aufgabe die Möglichkeit zu entscheiden, was wir mitnehmen und was nicht? Dieser Text kann euch als Inspiration dienen, das Thema zu eurer künstlerischen Aufgabe zu machen.

Bewerbungen bitte an: info@delphi-space.com

Abgabefrist: 10.02.2020

Vernissage: 20.02.2020

Eröffnung: 21.02.2020-28.02.2020

ÜBER:BRÜCKEN 19/12/2019

Die Gestaltqualität einer Brücke wird auch und vor allem durch den Grad der Ganzheit bestimmt. Diese Ganzheit umfasst auch den Kontext, die Umgebung der Brücke. Das Umfeld ist in der Regel vorgegeben, und die Brücke wird eingefügt. Oder aber die unmittelbare Umgebung der Brücke wird durch diese beeinflusst und im Zusammenhang mit ihr gestaltet. Immer ist diese Umgebung wesentlicher Teil einer guten Lösung. Insofern wird die Form entsprechend den Anforderungen der Umgebung immer verschieden sein. Die Gestalt einer Brücke kann nur unwesentlich duch architektonische Stile geprägt werden, denn die Architektur einer Brücke unterscheidet sich grundsätzlich von der eines Hauses. Hier tritt nicht, wie bei einem Haus, die Fassade, eigentlich ein sekundäres strukturelles Element, in Erscheinung, sondern vor allem das primäre Strukturelement: das Tragwerk. Wo eine Brücke entsteht, ist immer ein besonderer Ort, hier laufen nicht nur Verkehrswege, sondern auch Kraftlinien zusammen. Hier findet eine Auseinandersetzung mit für die Landschaft und die Stadt wesentlichen Aspekte statt. Mit Vollendung der Brücke ist der Ort nicht mehr der gleiche. Das atmosphärische Kraftfeld eines Ortes, das in allen Kulturen und Epochen erkannt wurde, war für die Römer das Wirken eines an den Ort gebundenen Geistes, des Genius loci (“der Geist des Ortes“). In der harmonischen Verbindung von Bauwerk und Ort tritt die Kraft des Ortes zutage. Inspiriert von dem Text laden wir dazu ein, sich künstlerisch mit der Thematik auseinanderzusetzen.

Bewerbungen bitte an: info@delphi-space.com

Abgabefrist: 09.12.2019

Vernissage: 19.12.2019

Eröffnung: 20.12.2019-27.12.2019