In Zusammenarbeit mit dem Kommunalen Kino Freiburg (KOKI) und dem aka-Filmclub suchen wir gemeinsam nach den spannensten Filmen aus unseren Netzwerken.
Jeden Donnerstag werden ab 20:00 Uhr aus den unterschiedlichsten Zeiten und Genres Filme gezeigt. Dazu laden wir je nach Möglichkeit die filmschaffenden Künstler*innen zu Filmgesprächen ein.
Unser Fokus liegt hierbei auf dokumentarischen, experimentellen und Kurzfilm Formaten.
Die Veranstaltungen sind kostenlos.
Hinweise zur Filmvorführung:
Bismarckallee 18-20 | 79098 Freiburg
Donnerstag ab 20:00 Uhr
#SCREENING 19
Donnerstag, 19.05.2022
Diesen Donnerstag zeigt der AKA Filmclub die Ergebnisse des EXPOSED Super 8 Workshops. 72 Stunden hatten die Teilnehmer*innen Zeit, um analoge Filme in dem geschichtsträchtigen Filmformat zu drehen. 3 Minuten lange Kurzfilme sind das Ergebnis dieses Projekts, das am vergangenen Wochenende stattgefunden hat. Alle fünf Filme werden vom Projektor auf 8mm Analogfilm im DELPHI_space/gvbk abgespielt.
!!ACHTUNG!! Wir bitten um Entschuldigung, da wir krankheitsbedingt das Filmscreening von "The Legend of Kaspar Hauser" leider verschieben müssen. Es wird am 12.05. somit keine Veranstaltung im Rahmen des Cinema_gvbk stattfinden.
#SCREENING 18
Donnerstag, 12.05.2022
The Legend of Kaspar Hauser
Italien 2012, 95 Min., OmU
Regie: Davide Manuli
Besetzung: Vincent Gallo, Claudia Gerini
So sieht Kaspar Hauser im Jahr 2012 aus: Jogginghose, ein paar Turnschuhe und riesige Kopfhörer. Er wird an den Strand einer Insel geschwemmt und vom dortigen Sheriff aufgelesen. Diesen gibt Vincent Gallo, das Schauspiel-Enfant terrible aus den USA, der noch in einer zweiten Rolle zu sehen ist – als "Pusher", der den Sheriff mit Heroin versorgt. Regisseur Davide Manuli lässt die Legende vom rätselhaften Findelkind wiederauferstehen als surrealen Wahnsinnstrip, mit großartigen schwarzweiß Bildern und getrieben von den Beats des französischen Electro-Stars Vitalic. Sie sind der Herzschlag dieses Kaspar Hauser der Gegenwart, der kein Heiliger sein will oder sonstwer, sondern nur DJ.

#SCREENING 16 & 17
Donnerstag, 28.04.2022, 20:00 Uhr
Donnerstag, 05.05.2022, 20:00 Uhr (Wiederholung)
Selbstkritik eines bürgerlichen Hundes
Deutschland 2017, 99 Min., DF/OmeU, DCP, Farbe 1,37:1, FSK: ab 0 Jahre
Ein bürgerlicher Windhund gesteht, wie er vom Filmemacher zum Vierbeiner wurde: Weil er gerade keine Förderung bekommt, sieht JULIAN sich gezwungen, einen Job als Erntehelfer anzunehmen. Als er der jungen Kanadierin CAMILLE weismacht, es handele sich dabei um die Recherche für einen kommunistischen Märchenfilm, in dem sie die Hauptrolle spielen soll, will sie ihn begleiten und Julian spinnt romantische Fantasien. So landen die beiden in der trügerischen Idylle einer ausbeuterischen Apfelplantage. Während Julian unter der körperlichen Arbeit leidet und sich vor den merkwürdigen Zimmergenossen in den Containerbaracken fürchtet, stürzt sich Camille enthusiastisch in die vermeintliche Recherche und freundet sich mit HONG und SANCHO an, zwei wundergläubige Proletarier auf der Suche nach dem Glück. Für Julian wird es zunehmend schwieriger, den kommunistischen Filmemacher zu performen, außerdem kommt ihm ein Vorzeigearbeiter mit amerikanischen Träumen in die Quere, ein stummer Mönch mit magischen Kräften und einem Sprung in der Schüssel tritt auf, die Plantagenbesitzerin wird versehentlich getötet und eine versuchte Revolution endet in Ratlosigkeit. Da kommen die Spatzen in den Bäumen mit einem unerhörten Plan…

Regie & Buch: Julian Radlmaier, Kamera: Markus Koob, Schnitt: Julian Radlmaier, Produzent: Kirill Krasovskiy, Set-Design: Merle Vorwald, Kostüm: Natia Bakhtadze, Sara Wendt, Ton: Kai Ziarkowski, Tongestaltung: Christian Obermaier, Mischung: Tobias Bilz, Silvio Naumann, Coloristin: Matilda Mester, Regieassistenz: Jan Bachmann, 1st A.D.: Naemi Buechtemann, Produktionsleitung: Hanna Cramer, mit: Julian Radlmaier, Deragh Campbell, Kyung-Taek Lie, Beniamin Forti, Ilia Korkashvili, Zurab Rtveliashvili, Bruno Derksen, Anton Gonopolski, Johanna Orsini-Rosenberg, Mex Schlüpfer. Gefördert vom Medienboard Berlin-Brandenburg und der Nordmedia Film- und Mediengesellschaft Niedersachsen/Bremen.
Wir bedanken uns bei Grandfilm für die großartige und schnelle Unterstützung.
#SCREENING 15
Donnerstag, 21.04.2022, 20:00 Uhr
Eingesperrt - Ausgesperrt Deutschland 1973, 75' min, 16mm
Regie: Dieter Fahrebrock, Gisela Grote, Friedrich Klotter, Joachim Neff, Klaus Vandi, Michael Waldmann Besetzung: Maria Falkenhagen, Peter Lerchbauer, Adi Laimböck
Der Spielfilm mit dokumentarischen Elementen basiert auf der Lebensgeschichte Dieter Schneiders. Dieter kam aus einfachen Verhältnissen, hatte Probleme mit seinen Eltern und in der Schule. Als Schulabbrecher findet er kaum einen Arbeit von der er seine kleine Familie ernähren kann. Er rutscht in Kriminalität ab und kommt ins Freiburger Gefängnis. Durch die Haft und die Probleme nach der Entlassung leidet nicht nur seine Ehe sondern auch die Noten seiner kleinen Tochter. Eingesperrt – Ausgesperrt wurde im Rahmen der Filmwerkstatt des aka Filmclubs in den 1970ern realisiert. Die Studierenden setzten sich mit den Ursachen von Kriminalität und den Problemen der Resozialisation ehemaliger Häftlinge auseinander. Der sozialkritische Film kann durch die professionelle Inszenierung und die hervorragende Leistung der Schauspieler des Freiburger Stadttheaters mit größeren Spielfilmproduktionen mithalten. Er ist darüber hinaus ein spannendes zeithistorisches Zeugnis, das unter anderem tiefere Einblicke in das Freiburger Gefängnis und die dort zur damaligen Zeit vorherrschenden Haftbedingungen.

#SCREENING 15
Donnerstag, 14.04.2022, 20:00 Uhr
THE OTHER SIDE OF THE RIVER - No Women, No Revolution
Regie: Antonia Kilian, 2021

“Ich habe 20 Jahre ohne Mann gelebt und kann weitere 100 ohne leben.“ Hala ist mit 19 Jahren vor einer Zwangsheirat aus dem nordsyrischen Minbij über den Euphrat geflohen – und beim kurdischen Militär gelandet. In Rojava bekommt sie eine Kampfausbildung und das Selbstbewusstsein, um sich und andere Frauen künftig vor Gewalt zu schützen. Dass das nicht überall auf Verständnis trifft, erlebt sie, als sie in ihre Heimatstadt zurückkehrt, um ihre jüngeren Schwestern zu retten.
Hier geht es zum Trailer
Gewinner Hessischer Filmpreis Kategorie Dokumentarfilm
Shortlist Europäischer Filmpreis
Gewinner Dokumentarfilm FSFF 2021
#SCREENING 14
Donnerstag, 24.03.2022, 20:00 Uhr
BECOMING BLACK Regie: Ines Johnson-Spain, Deutschland 2019, 88' Min., OmU

Anfang der 60er Jahre in der DDR: Ein Schwarzes Mädchen wird in eine weiße Familie geboren und viele Jahre von ihren Eltern und ihrem Umfeld in dem Glauben gelassen, dass ihre Hautfarbe reiner Zufall sei, bis sie als Jugendliche die Wahrheit über ihren leiblichen Vater entdeckt. Jahrzehnte später begibt sie sich in dem autobiografischen Dokumentarfilm Becoming Black auf eine filmische Suche nach der eigenen Identität und legt dabei zugleich den strukturellen Rassismus in der DDR und die dort herrschende Kultur des Schweigens und der Verdrängung offen.
#SCREENING 13
Donnerstag, 17.03.2022, 20:00 Uhr
LANGES ECHO Regie: Veronika Glasunowa / Lukasz Lakomy, Deutschland 2016, 87' Min., OmU
Dobropillja liegt in der Ostukraine, 70 Kilometer entfernt von der umkämpften Grenze zu den von pro russischen Separatisten kontrollierten Gebieten.
Auf den ersten Blick scheint der Konflikt im Leben der StadtbewohnerInnen nur eine Randnotiz zu sein.
Sie gehen ihrem Alltag nach, als Zoodirektor und Museumsführerin, in Heavy Metall Bands oder im Club für einsame Herzen. Und doch dringt der Donner der nahen Front auch hier in das Leben der Menschen ein und legt sich wie ein Grauschleier über die Stadt. Langes Echo erzählt mit der intensiven Schilderung des Alltags in teils skurrilen Szenen vom Leben der EinwohnerInnen an der Peripherie eines wieder ins Bewusstsein gekommenen Krieges.

© jip film & verleih gbr
#SCREENING 12
Donnerstag, 10.03.2022, 20:00 Uhr
PERSEPOLIS Regie: Marjane Satrapi / Vincent Paronnaud, Frankreich 2007, 96' Min., OmU
Teheran, 1978: Marjane ist acht Jahre alt, denkt viel über die Zukunft nach und träumt davon, als Prophetin die Welt zu retten. Umsorgt von ihren offenen, links-intellektuellen Eltern und der geliebten Großmutter, erlebt sie voller Begeisterung die Ereignisse im Vorfeld der Revolution, die später zum Sturz des Schah-Regimes führen. Alle hoffen, dass nun bessere Zeiten anbrechen, doch die Welt ist auf einmal eine andere. Mit der Errichtung der islamischen Republik beginnt die Zeit der »Revolutionskommissare«, die Kleidung und Verhalten kontrollieren. Das rebellische Mädchen denkt gar nicht daran, sich den neuen strengen Regeln zu unterwerfen. Viel lieber entdeckt sie den Punk, ABBA, Iron Maiden und natürlich Jungs. Sie ahnt nicht, dass ihr spielerischer Protest gefährlich ist ... nicht nur für sie selbst, sondern auch für ihre Familie. Basierend auf den gleichnamigen Kult-Comicromanen entstand ein unkonventioneller, spannender und zutiefst menschlicher Zeichentrickfilm für Erwachsene. PERSEPOLIS erzählt eine bewegende Geschichte voller Hoffnung, Lebensfreude und Leidenschaft. Der Film erhielt mehrere Filmpreise, unter anderem den Preis der Jury bei den Internationalen Filmfestspielen von Cannes.

#SCREENING 11
Donnerstag, 03.03.2022, 20:00 Uhr
Voller Vorfreude auf den Internationalen Feministischen Kampftag am 8. März präsentieren wir euch einen Klassiker der feministischen Filmgeschichte, den pseudodokumentarischen Future-Fiction-Film BORN IN FLAMES von Lizzie Borden.
BORN IN FLAMES (90 min, 1983)
führt uns in ein New York der nahen Zukunft, die sozialistische Gesellschaftsordnung ist bereits erkämpft. Doch während der Bürgermeister das 10-jährige Jubiläum der Revolution feiert, schließen sich die Frauen der Stadt zu militanten Gruppen zusammen um gegen ihre weiter anhaltende Unterdrückung aufzubegehren. Lizzie Bordens Film ist eine ''schonungslose, zugleich ungemein gewitzte Kritik an linker Macho-Romantik und selbstzufriedenem weißen Polit-Pathos an'' (Katja Wiederspahn). So sind es doch überwiegend women of colour, die sich als Teil der Women's Army Seximus, Rassismus und Homophobie in der Gesellschaft entgegenstellen.
Wir zeigen die englische Originalversion!

#SCREENING 10
Donnerstag, 24.02.2022, 20:00 Uhr
Mit großer Vorfreude freuen wir uns darauf euch die Kurzfilme des Schweizer Künstlerduos Peter Fischli und David Weiss präsentieren zu dürfen. Beide Filme wurden auf 16–mm–Film gedreht.
Der geringste Widerstand (30 min, 1981)
Ein Bär und eine Ratte möchten – wieder einmal – viel Geld machen. Diesmal mit Kunst. Bei einer Informationsreise finden sie in einer Galerie einen Toten, den sie in der Hoffnung gleich mitnehmen, durch ihn Zugang zur Kultur-, Action- und Finanzwelt zu finden. Statt dessen geraten sie aber in Streit über Fragen und Betrachtungen zum Thema «Kunst und Kriminalität».

Der Lauf der Dinge (30 min, 1987)
erinnert an eine Rube–Goldberg–Apparatur und verhandelt Spannungsverhältnisse zwischen Ursache und Wirkung oder Anfang und Ende.
"Es geht in diesem Film natürlich auch um das Problem von Schuld und Unschuld. Ein Gegenstand ist schuld, daß es nicht weiter geht, und auch schuld, wenn es weitergeht" (Fischli/Weiss)


Wir bedanken uns herzlich für die freundliche Unterstützung der Galerie Sprüth Magers:
©Peter Fischli David Weiss, Zürich 2022
Courtesy Sprüth Magers, Matthew Marks Gallery New York and Los Angeles, Galerie
Eva Presenhuber
#SCREENING 9
Donnerstag, 17.02.2022, 20:00 Uhr
Nach einer kurzer Erholungspause freuen wir uns euch wieder zu unserer Filmreihe einzuladen.
Wir haben einen neuen Kooperationspartner dazugewonnen. Ab morgen ist das Team vom aka-Filmclub regelmäßig bei den Filmvorstellungen dabei.
Zum Einstieg zeigen sie Kurzfilme aus über 60 Jahren aka-Filmclub. Natürlich alles analog, auf Super8 und 16mm!

#SCREENING 8
Donnerstag, 27.01.2022, 20:00 Uhr
ZIGEUNER SEIN Schweden 1970 / Regie: Peter Nestler / 47 min / OmU
In ihrer Sprache heißt Roma einfach Menschen. Der Film lässt diese Menschen davon sprechen, wie sie verhaftet und in Lager und Gefängnisse gesteckt werden, dass 90 Prozent ihrer Familien in den Lagern bleiben. Sie sprechen mit burgenländischem, bayrischem, sächsischem Akzent; sie leben in trostlosen Baracken an den Stadträndern, zu zehnt in einem Zimmer mit feuchten Wänden. Im Winter sind die Kinder ständig krank. Peter Nestler fügt mit seiner dunklen schweren Stimme die weiteren Fakten hinzu. Auch ein Lagerangestellter kommt zu Wort, der schildert, dass das „Zigeunerlager“ in Birkenau ihm, obwohl schon mit einer “Hornhaut” versehen, doch die Sprache verschlug. Und am Ende fasst eine kluge Frau das ganze Unrecht, das diesen Menschen widerfahren ist, präzise zusammen. Nein, sie haben sich in 600 Jahren nicht assimiliert, sondern man hat sie sich nicht assimilieren lassen. Und zwar bis in die Gegenwart. Peter Nestler verwässert das weder sprachlich noch filmisch. Dieser Meilenstein des Dokumentarfilms bezeugt zum ersten Mal und in direkter Sprache die Verfolgung der Sinti und Roma am Beispiel Deutschland und Österreich.

Peter Nestler ist ein poetischer Provokateur. Jean-Marie Straub bezeichnete ihn als den wichtigsten Filmemacher im Nachkriegsdeutschland. Es ist Nestlers genaue Beobachtung, die seine Arbeiten so stark macht, ob er kulturellen Entwicklungen nachspürt, der Arbeit oder Geschichte und Erinnerung. Nestlers erste Kurzfilme sind poetisch, revolutionär in der Montage. Schnell wurde er politisch zu extrem für das deutsche Fernsehen, emigrierte nach Schweden, produzierte weitere Dokumentarfilme. Er ist bis zuletzt ein künstlerisch unangepasste Persönlichkeit geblieben. (Deutsche Kinemathek)
#SCREENING 7
Donnerstag, 20.01.2022, 20:00 Uhr
Midas oder die schwarze Leinwand, 2017, Kurzspielfilm, 15min
Richard Green, Vorstand einer Investmentgesellschaft, wird mit folgendem Vorschlag seines Aufsichtsrats konfrontiert: Um die Firma von zwielichten Affären rein zu waschen, soll Green durch einen inszenierten Selbstmord sterben. Er sucht Hilfe, doch Freunde und Familie wenden sich von ihm ab. Green entscheidet sich für den Freitod – und zögert im letzten Moment. Nach dem gleichnamigen Theaterstück von Friedrich Dürrenmatt, erschienen im Diogenes Verlag Zürich.

Das Massaker von Anröchte, 2021, Spielfilm, Deutschland, 63 min
In Anröchte findet ein Massaker statt, bei dem wahllos Menschen geköpft werden. Die zwei ermittelnden Kommissare Konka und Walter entdecken beim Aufklären des Falls die Schattenseiten der Kleinstadt.

Hannah Dörr (*1990 in Berlin ) ist deutsche Regisseurin, Produzentin und Videokünstlerin für Theater.
#SCREENING 6
Donnerstag, 13.01.2022, 20:00 Uhr
Brigitte Reimann besteigt den Mont Ventoux (2021, 68 Min.)
Ein Spielfilm von Jan Koslowski und Marlene Kolatschny

Einen Berg erklimmt man am besten zu zweit. Erst recht einen so windigen! Doch die ideale Begleitung zu finden, das wusste Francesco Petrarca schon 1336, kann sich durchaus als knifflig erweisen. Keiner der guten Freunde erscheint ihm so richtig geeignet: »Der eine ist mir zu träge, der andere zu lebhaft, der ist zu langsam, der zu hastig, der zu trübsinnig, der zu lustig, der hat weniger, und der hat mehr Verstand als mir lieb ist.« Vielleicht lässt man es dann doch darauf ankommen und wartet ab, wen der Zufall noch auf den Gipfel treibt? Bei guten Luftverhältnissen trifft man so auf andere kühne Spezialistinnen des Ankommens, die eine persönliche Rückschau und Sinnsuche bereichern anstatt sie zu stören, denn — jetzt bitte festhalten und nicht umpusten lassen — auch Brigitte Reimann besteigt den Mont Ventoux!
Ausgehend von Petrarcas Bericht seiner Gebirgsbesteigung aus dem 14. Jahrhundert, gekürt zur »Geburtsstunde des Alpinismus«, sowie dem Werk Brigitte Reimanns, die das in der DDR gewachsene Genre der Ankunftsliteratur entscheidend prägte, lädt der größtenteils im Theater entstandene Film ein zu einer Auseinandersetzung mit der Idee der Klimax, der Zäsur, der Um- und Neuorientierung. Das ungleiche Schriftsteller:innenpaar schreibt sich ein in eine Berggeschichte zwischen provenzalischer Natur und sozialistischem Produktionsalltag, zwischen Anfang und Ende, Ankunft und Abschied, immer konfrontiert mit den Fragen: Wo stehe ich? Wofür arbeite ich? Und wie sollte er sein, der Blick auf die Wirklichkeit?
Jan Koslowski, aufgewachsen in Prenzlauer Berg, arbeitet als Autor, Regisseur und Schauspieler. Seine Arbeiten wurden u.a. gezeigt am Staatsschauspiel Stuttgart, Schauspiel Magdeburg, Connecting Space Hong Kong, Volkstheater Rostock und der Volksbühne Berlin, am Schauspielhaus Graz sowie Schauspiel Frankfurt und ist Teil der künstlerischen Leitung des Zürcher Hyperlokals, des Wanderbühnenprojekts STAGE sowie der Festspiele am Plötzensee. Er liebt und lebt in Berlin und Marseille.
Marlene Kolatschny, geboren und aufgewachsen in Berlin, studierte Kulturwissenschaft und Deutsche Literatur an der Humboldt-Universität zu Berlin, am Goldsmiths College in London sowie an der Università La Sapienza in Rom. Als Autorin und Dramaturgin arbeitete sie zuletzt am Jugendtheater P14 der Volksbühne Berlin, im Rahmen der Masterclass der Ruhrtriennale, am Meyerhold-Theater Moskau, Gare du Nord Basel sowie am LAC (Lugano Arte e Cultura).
Die beiden verbindet eine langjährige Freundschaft und Zusammenarbeit. Zahlreiche Theaterprojekte in verschieden Konstellationen führen sie regelmäßig ans Ballhaus Ost.
#SCREENING 5
Donnerstag, 06.01.2022, 20:00 Uhr
Schlingensief – In das Schweigen hineinschreien, Dokumentarfilm, Deutschland, 124 min
Ein Dokumentarfilm von Bettina Böhler

„Ausschließlich Archivmaterial enthält dieser Dokumentarfilm, und der verstorbene Protagonist selbst ist der Erzähler. Da bleibt zu befürchten, dass diese Ausgangslage für einen Kino Dokumentarfilm nicht ausreichend sein kann! Doch die erste Regiearbeit der preisgekrönten Editorin Bettina Böhler beweist das Gegenteil: Ihr geschickt montierter Film aus schier unerschöpflichen Archivquellen, inklusive vieler privater Aufnahmen aus Schlingensiefs Kindertagen und aus seinen Werken, verleihen dem Film „Schlingensief – In das Schweigen hineinschreien“ eine Kraft, die uns die Ausnahmeerscheinung dieses Theater- und Filmkünstlers schonungslos offenbart. Oder wie es ein Kritiker treffend beschreibt: ,Böhlers Film ist sozusagen radikal demütig‘. Dabei konzentriert sich Bettina Böhler auf Christoph Schlingensiefs Auseinandersetzung mit Deutschland, vor allen Dingen mit seiner Heimat, und Kernthemen wie Rassismus, Nationalsozialismus und Antisemitismus. Wie sie Christoph Schlingensiefs Beschäftigung bereits vor 20, 30 Jahren mit diesen Themen herausdestilliert und ihn uns Zuschauern als filmischer Spiegel eines Fragenden und Provozierenden gegenüberstellt, verleiht dem Film, zehn Jahre nach Christoph Schlingensiefs viel zu frühem Tod, eine erstaunliche und schmerzliche Aktualität. Unvergessen seine kreative, originelle Sprengkraft an Ideen und sein wunderbarer, schlagfertiger und oftmals überraschender Humor. Der Film macht mehr als deutlich: Hier fehlt eine wichtige künstlerische Stimme!“ (Auszug aus der Jurybegründung des Bayerischen Filmpreises 2020)
#SCREENING 4
Donnerstag, 30.12.2021
Diese süße Wiese, 2018, Dokumentarfilm, Deutschland / Marokko, 71 min
Ein Dokumentarfilm von Jasmin Preiß



Jasmin Preiß porträtiert Karim Aouaj El Kasmi, einen Freund und Künstlerkollegen, auf der exzessiven Suche nach einem selbstbestimmten Dasein, folgt ihm bedingungslos an die Ränder seiner prekären Existenz und registriert die Differenz zwischen Realität und Vorstellung, unterschiedlichen Geographien und möglichen Identitäten ohne Urteil. So ist ein Portrait über einen Freund entstanden, der ein Leben behauptet, das in einer scheinbar pragmatischen, auf Vernunft gebauten Welt keinen Halt findet, in dem eins zum anderen kommt und kleinere Versäumnisse zu unüberwindbaren Hindernissen werden. Eine Geschichte über die Suche nach dem Glück, über Kontrollverlust und Extase und über eine psychische Vulnerabilität, die sich nicht sofort zu erkennen gibt. Die Nähe zu ihrem Protagonisten sowie seine Offenheit gegenüber der Kamera erlauben einen Blick auf die kleinen Differenzen zwischen ihm und seiner Umgebung, den Freunden, den Ämtern und der Familie, die trotz ihrer scheinbaren Marginalität unüberwindbar werden und eine Tragödie ankündigen, die eigentlich vermeidbar scheint.
Der Film wurde auf dem 35. Kasseler Dokfest mit dem Goldenen Schlüssel ausgezeichnet.
Im Anschluss folgt ein Gespräch mit der Künstlerin Jasmin Preiß.
#SCREENING 3 / HOME SCREENING
Donnerstag, 23.12.2021
PLASTIC PLANET, 2009, Video, color, 16:9, 01:35:04 min
Ein Dokumentarfilm von Werner Boote


Einen Tag vor Weihnachten findet - auch in Anbetracht der aktuellen Lage - kein CINEMA gvbk statt. Als kleinen Ersatz möchten wir euch aber die Möglichkeit geben, vor Weihnachten oder über die Feiertage zuhause einen interessanten Dokumentarfilm zu sehen.
Weihnachten ist ein Fest der Besinnlichkeit. Heute ist es aber darüber hinaus vor allem ein Fest des Konsums. In den Tagen vor Heiligabend sind die Innenstädte berstend voll mit spätentschlossenen Geschenkekäufer*innen. Dass dabei Berge von Müll und vor allem Plastik entstehen, scheint angesichts der Vorfreude sekundär. Der Dokumentarfilm Plastic Planet von Werner Boote beleuchtet das gefährliche Material, des seit letztem Jahrhundert nicht mehr aus unserem alltäglichen Leben wegzudenken ist.
Mit dem Hinweis auf diesen Film möchten wir natürlich kein schlechtes Gewissen auf den Weg in die Feiertage mitgeben. Vielleicht aber ein Bewusstsein dafür schärfen, dass Langlebiges und Zeit mit lieben Menschen immer die schöneren Geschenke sind.
"Nach der Stein-, der Bronze- und der Eisenzeit haben wir jetzt die Plastikzeit" - mit diesem Zitat beginnt eine Reise des österreichischen Regisseurs Werner Boote von den 1960er-Jahren, als Plastik immer mehr verbreitet wurde, bis in die heutige Zeit. Heute sind wir von Plastik umgeben. Doch nicht nur über die gesundheitlichen Risiken, die von Plastik, insbesondere den "Weichmachern", ausgehen, sondern auch über die Umweltbelastungen des Synthetikprodukts klärt Boote auf.
#SCREENING 2
Donnerstag, 16.12.2021
GERMANY ILU OLOKIKI, 2013, Dokumentarfilm, Full HD, color, 16:9, 09:38 min


»You’re getting older. You really feel that you’re getting older. But at the same time it feels like the time stands still.« Germany ilu olokiki, Germany – a blessed country, was made in cooperation with people in Saxony-Anhalt. It provides an insight into their everyday lifes within the peripherie of our society.
#SCREENING 1
Donnerstag, 09.12.2021
WHITE, 2017 Film takes -2020 Final, Full HD, color, 16:9, 17:53min

WHITE untersucht real/virtuelle Vorstellungen: Ein Operator generiert eine Frau aus Männer Fantasien von Medienbildern. Die Odyssee verschiebt sich in die Realität, die Figur oszilliert zwischen kontrolliertem/selbstbestimmtem Handeln und realem/Fantasie Dasein. Plötzlich erscheint eine Intrigantin in Schwarz im Set: selbst auf der Suche nach ihrer wahren Bestimmung zu sein. Der Operator lässt White neu erstehen: Naturgewalt ist Spiegel ihrer Begegnung.
(Drehort: Carrara/Italien)
ASTROBLACK, 2019, full HD, color, 16:9, 17.49min

Eine aus ihrer Galaxie geflohene ASTROBLACK wird von einem darum auf ihre Spur gesandten Commander PLATINO verfolgt. Da sie sich nur bei Vollmond treffen können, beginnt eine Odyssee durch wüste Landschaft, bis in eine moderne Großstadt, dem Ort der finalen Begegnung. Die Jagd passiert in minimalistischen Aktionen, ohne Worte und wird unterstützt von den Verlauf bestimmenden Kamerafahrten und einem immersiv dazu komponierten Sounddesign. Damit bleibt dem Betrachter offen, seinen eigenen Film aus dem Repertoire bekannter Verfolgungsfilme zugenerieren und die Geschichte frei zu setzen.
(Drehort: Lanzarote/Spanien-London/UK)
7 MOMENTS OF OBLIVION, 2020/21, full HD, color, 16:9, 29:42min

7 MOMENTS OF OBLIVION erforscht Erinnerung und Vergegenwärtigung von Zeit in einem fließenden Verlauf: Eine Frau lebt in einem Dorf in der Poebene. Dieses „Ende der Welt“ ist die Bühne, um einer (selbstgewählten) Isolation im Alter das Phänomen einer verklärten Erinnerung entgegenzusetzen. Sie lebt in einer melancholischen Entschleunigung ihrer glamourösen Vorstellungen: Plötzlich fährt ein Mann -ohne sie zu bemerken- vorbei, den sie jedoch zu erkennen scheint. Ihre Reise ins Déjà-vu beginnt mit einem zelebrierten Reigen: Durch ihre kostbar aufbewahrten Kleidungsstücke von einst lässt sie flüchtige Augenblicke auferstehen, findet damit zu brisanten Momenten ihrer Vergangenheit zurück – als eines Tages ein Fremder sie in ihrer Wohnung erwartet...
art vs film mit anschließendem Künstlergespräch: Cristina Ohlmer und Stefan Reisinger
STATEMENT art vs film „Die Produktionen laufen unter dem 2020 gegründeten Label art vs film (Cristina Ohlmer vs Stefan Reisinger). Die Auseinandersetzung erfolgt aus der Sicht der Kunst und des Films, um sie nach ihren professionellen Maßstäben zu kombinieren. Die Filme haben experimentellen, surrealen Charakter.
Das Thema wird performativ und ohne Dialoge entwickelt, Kostüm und Inszenierung unterstreichen die Handlung durch transformativ künstlerische Abstraktion des Realen. Die Geschichten erforschen Emotion und Bedeutung des Real/Virtuellen und wie sie mit den Bildern zusammenhängen, die in unserem Gedächtnis/in unserer Sozialisierung eingeprägt sind. Indem wir uns auf die Kraft der Bilder verlassen, können wir die Wahrnehmung im Zusammenspiel von Überraschung und Irritation beeinflussen. Entsprechend entwickelt sich die Handlung in Offenheit, für den "Film im Kopf" eines jeden von uns. Minimalistische Aktionen schaffen mit einem spezifischen Sounddesign einen Assoziationsfluss für universelle Fantasien. Wir sind Produzent, Performer, Bühne, Lichtdesigner, Kameramann, Schnitt, Sound Design in eigener Sache.“